Aus der vitalen rheinischen Kunstszene brach Sigmar Polke (1941–2010) 1980 mit Britta Zoellner nach Südostasien auf. Eine geplante stille Arbeitszeit auf Bali wurde zu einer 13-monatigen Reise von Indonesien über Singapur nach Papua-Neuguinea, Australien, Tasmanien, Malaysia und Thailand. Fasziniert von den alten Hochkulturen, der Gamelan-Musik, dem Schattentheater, wandten sie sich vermehrt ethnischen Gesellschaften und deren Lebensformen zu, vor allem aber auch der Natur, der tropischen Fauna und Flora.
Dank Zoellners Kalendernotizen, Filmen und Fotos sowie anderer unveröffentlichter Quellen zeichnet die Kunsthistorikerin Katharina Schmidt in diesem englischsprachigen Buch erstmals diese kaum bekannte Reise chronologisch genau nach. Sie untersucht, wie die intensive Erfahrung anderer Kulturen und grandioser Landschaftsräume, auch das Entdecken kosmischer Ereignisse durch Meteoriten, den Künstler bewegte. Dabei schildert sie, wie der Nuancenreichtum der Farbeindrucke und die Fülle der Beobachtungen künftig Polkes Kunst, seinen Naturbegriff und seine Vorstellungen von Raum und Zeit prägten. Empathie für das Schicksal indigener Volker unter kolonialer Herrschaft und für eine durch Ausbeutung der Bodenschätze wie Uran oder Gold gefährdete Natur lässt erkennen, wie achtsam und weitblickend diese stille, konzentrierte Künstlerreise verlief.